Ficlets

Erkenntnis, womöglich zu spät

Mein Triumph währt nur kurz, ist nicht einmal in Zehntelsekunden messbar. Dann setzt die Erkenntnis ein: Er ist weg. Meine Wut gleitet hinunter und bildet eine kleine, hässliche, metaphorische Pfütze auf dem Laminat, das er vor drei Jahren mit mehr Enthusiasmus als Können verlegt hatte.

Ich starre auf die fehlerhafte Stelle am Durchgang zur Küche. Wieso hat er denn den Fuß aus der Tür genommen, der Idiot? Bedeuten ihm denn sechs Jahre gar nichts? Ich springe vom Fußboden auf und reiße die Tür auf. Niemand da.
Einen Moment durchläuft mich ein unkontrolliertes Zittern, dann haste ich durch das Wohnzimmer auf den Balkon.

Wo ist nur sein Blondschopf? Mein Blick ist verschwommen. Verdammte Tränen! Dort! Da steht er an seinem Auto und starrt in die offene Tür, als erwarte er, die Königin von Saba stiege aus. „Du blöder Hund! Du kannst doch nicht einfach so weglaufen!“ Meine Stimme hallt zwischen den Wohnblöcken wieder.
Auf den Parkplatz biegt Karls silberner (Angeberauto nach des Lesers Wahl) ein.

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